Vorurteile und negative Reiseempfehlungen: Wie soll man damit umgehen?
Freitag, 8. Januar 2016
„Du fährst nach Mexiko in den Urlaub? Dann wirst du mit Sicherheit von einem Drogenkartell entführt!“ Wenn ein Land erst mal ein schlechtes Image hat, dann ist es schwierig dieses Bild zu verändern. Ist es immer zurecht, wenn Touristen geraten wird, ein Land zu meiden? Wir nehmen Vorurteile und Reiseempfehlungen unter die Lupe.
Wie werden Reiseempfehlungen ausgesprochen?
Über einige Länder machen Geschichten die Runde, von denen es schwierig ist festzustellen, wie wahr sie eigentlich sind. Aus diesem Grund spricht das Auswärtige Amt pro Land Reiseempfehlungen aus, die auf der Sicherheitslage des jeweiligen Landes basiert. Hat man seine gesamte Reise geplant und vorbereitet, ist sich aber noch nicht zu 100% sicher, dass es wirklich sicher ist, dann kann man das hier im Detail überprüfen. Doch auch hier wird es nicht immer gleich deutlich. Klar, dass man die Länder mit ausdrücklicher Reisewarnung meidet, man sollte sich sicherlich in kein Kriegsgebiet begeben. Aber was ist mit den Ländern, über die vage Aussagen getroffen werden und über die man vor Allem via Mundpropaganda Warnungen hört?
Empfehlungen hinterfragen
Die Empfehlungen auf der Seite des Auswärtigen Amtes sind nicht immer eindeutig, bieten aber wohl die Möglichkeit, sich selbst ein Bild der Lage zu verschaffen und zu erfahren, welche Gefahren ein Land genau birgt. Letztendlich jedoch liegt es in jedermanns eigenem Ermessen, ob man eine Reise antritt, oder nicht. Nicht immer wird deutlich, wonach sich eine Reiseempfehlung richtet. So hat das niederländische Auswärtige Amt nach den Terroranschlägen in Tunesien eine Warnung für das gesamte Land ausgesprochen, während Frankreich auch nach den Anschlägen dort nicht als unsicher eingestuft wurde. Wonach also richten sich diese Empfehlungen letztendlich? Sicherlich liegt es auch an allgemeinen bilateralen Beziehungen, womit sicher zu erklären ist, dass jedes Land seine eigenen Reisewarnungen ausstellt. Aber als Kanada im Herbst 2015 eine Reisewarnung für Ostdeutschland ausgesprochen hat, da haben wir uns dann doch gefragt, ob es tatsächlich so unsicher ist - bei uns zu Hause! Sicher gibt es Pegida und aufgebrachte Wutbürger, doch muss man aus diesem Grund gleich ganz Ostdeutschland meiden?
Reisen auf eigenes Risiko
Dennoch sollte man die Reisewarnungen vom Auswärtigen Amt auch nicht als heiße Luft und subjektive Ansichten einzelner Regierungsangestellter abtun. Die Empfehlungen basieren auf Informationen von Botschaften, Geheimdiensten, lokalen Behörden und anderen Organisationen. Es ist also sehr gut möglich, dass diese mehr Informationen haben, als öffentlich gemacht wird, besonders was terroristische Vereinigungen betrifft. Ein weiterer Aspekt, den man bedenken sollte, wenn man sich gegen eine Reiseempfehlung für einen Urlaub entscheidet ist, dass in diesem Fall die Reisversicherung nicht mehr gilt. Entschließt man sich also kurzfristig aus dem bestimmten Land abzureisen und eher zurück zu kehren, dann muss man die Kosten hierfür in der Regel selber tragen. Einer ausdrücklichen Reisewarnung hingegen sollte man in jedem Fall Folge leisten, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.
Top 3 Länder mit (größtenteils) unverdienten Vorurteilen
Länder, die als gefährlich oder extrem angesehen werden, aber für die keine ausdrückliche Reisewarnung ausgesprochen wurde sind:
1: Mexiko.
Drogenkriege, drive by shootings, Entführungen ... Mexiko wird von vielen Menschen als ein armes, unterwntwickeltes und gefährliches Land angesehen. Aber gleichzeitig ist das Land auch ein extrem beliebtes Reiseziel, seit Jahren schon unter Amerikanern, aber auch mehr und mehr für uns Europäer. Die Gefahr des organisierten Verbrechens besteht, herrscht aber vor Allem in den Grenzbereichen mit den Vereinigten Staaten vor. Manche Regionen des Landes haben sogar ein „grünes Licht“, was die Reiseempfehlung betrifft. In anderen Teilen wiederum wird zur Vorsicht geraten, aber sicher kein Grund, um gleich das gesamte Land zu meiden. Im Vergleich: Auch Südafrika, Argentinien und die Dominikanische Republik sind unter den Wackelkandidaten, was Reiseempfehlungen betrifft und sind dennoch nicht wirklich Länder, die ausdrücklich von Touristen gemieden werden...
2: Kroatien.
Wie schon oben erwähnt gibt jedes Land seine eigene Reisewarnungen aus. So haben die Niederlande kürzlich eine Reisewarnung für ganz Kroatien ausgesprochen, da in den Bergregionen noch Minen liegen. Dies hielt viele niederländische Touristen davon ab, überhaupt in das Land zu reisen, wobei es auch einige minenfreie Regionen dort gibt. Frankreich ist es in diesem Fall etwas beherzter angegangen und hat explizit die Regionen herausgestellt, die vermint sind und in denen die Touristen sich in Acht nehmen müssen. Auf diese Weise kann jeder für sich selbst schauen, wohin genau er reist und wie die Sicherheitslage in denunterschiedlichen Regionen aussieht.
3: Israel.
Bei Israel denken die Menschen vor Allem an Konflikte und Bombardements. Leider ist das auch nicht ganz von der Hand zu weisen, besonders das Gebiet an der Grenze zu Syrien ist nicht sicher und hier wird auch von einer Reise abgeraten. In den vergangenen Wochen stieg dann auch noch die Straßengewalt vor Allem in der Region um Jerusalem. Das Auswärtige Amt hat für Israel dennoch keine Reisewarnung ausgesprochen, mit Außnahme für die Palästinensergebiete und ins Besondere den Gazastreifen. Im Allgemeinen ist das Land ein beliebtes Reiseziel und hat auch viel zu bieten: Die touristische Stadt Eilat am südlichsten Zipfel des Landes und direkt am Roten Meer gelegen hat beispielsweise einen prächtigen Strand und allein die Fahrt dorthin hat seinen Wert – eine schöne Strecke quer durch die Wüste, mit einem Zwischenstopp am toten Meer vielleicht? Die Stadt Tel Aviv hingegen passt in die Reihe von hippen Städtetrips und wird auch wahlweise das Berlin oder das New York des Nahen Ostens genannt. Vor Allem ein Ziel für die jungen Reisenden unter uns, um das wilde Nachtleben, die Straßenkunst und den jungen Geist des Landes einzuatmen. Israel ist ein typisches Beispiel für ein Land, das mehr zu bieten hat, als die Vorurteile vermuten lassen. Übrigens hat Israel seinen Einwohnern kürzlich eine Reisewarnung für Nordwest Europa ausgesprochen, wegen Terrorgefahr. Wieder die Frage, ist es denn so unsicher bei uns zu Hause?
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